Rucksäcke

Rucksäcke selber entwerfen und nähen

Geht doch gar nicht!

Rucksäcke selber nähen, geht das überhaupt?
Ungläubig starrte ich auf den Monitor und mein Gehirn zögerte, das Bild auf der Website semantisch zu verarbeiten. Da grinste mich ein Typ an, schreibt irgendwas von "Weil mit leicht nicht reicht", beschrieb stolz wie Bolle seinen "MYOG"-Rucksack und meinte, das könne im Prinzip jeder. Was mein Gehirn nicht mit bisherigen Erfahrungen verknüpfen konnte: in der kleinen Beule soll angeblich eine komplette Ausrüstung zum Übernachten drin sein. Unmöglich. Wirklich?

Im Sommer 2013 steige ich in Schöne aus der S-Bahn, und schultere meinen Rucksack. Meinen ersten selbstgenähten Rucksack. Ziel: zwei Tage Wandern mit draußen Übernachten.

Mach's Dir selber - MYOG

Vorangegangen waren gründliche Recherchen auf den Websiten und Foren der ULtralight-Trekking-Szene, die unter dem Slogan "Make Your Own Gear" (MYOG) unter anderem einen völlig neuen Rucksacktypus schuf, welcher integraler Bestandteil einer minimalistischen, extrem gewichtsoptimierten Ausrüstung ist.
Kurz gesagt, handelt es sich um gestelllose Rucksäcke welche nur die Features haben, die man auch wirklich braucht. Die Eispickelschlaufe wirst Du im Mittelgebirge sicher nicht vermissen und die völlig nutzlosen Zwischenböden habe ich schon bei meinen gekauften Rucksäcken mühselig herausgetrennt.

Spezielle Stoffe, Bänder und Schnallen kann man online bestellen, Nähen kann man sich selber beibringen. Hat man erstmal den ersten Rucksack genäht, ist das wie ein Dammbruch: Auf der Basis purzeln einem die Ideen nur so aus dem Kopf, was man beim nächsten besser machen könnte!

Nach der ersten zweitägigen Tour zu Fuß mit meinem selbstgenähten Erstlingswerk kam mir der Gedanke: warum nicht mit dem Mountainbike? Ja, warum nicht? In der Folge entwickelte ich ein individuelles Tourenformat:
Kompakte, sorgfältig vorbereitete Bikepacking-Touren in Tschechien mit ein bis drei Übernachtungen.

Sehr bald folgte Rucksack Nummer zwei, wie immer ganz oldscool per Hand mit Lineal und Dreieck konstruiert und auf einer mechanischen, über 60 Jahre alten Nähmaschine genäht.

Das Design hat mir so gut gefallen, dass ich mir in der Art einen Alltagsrucksack nähte, den ich heute noch benutze. Rucksack Nr. 1 und 2 sind jedoch schon im Rucksackhimmel gelandet, zugunsten weiterer Modelle.

Mit Rucksack Nummer drei hatte ich einen speziellen, extrenm aufwändig zu fertigenden Bikepacking-Rucksack geschaffen, der für mich eine Art Endpunkt darstellt und wie ein Maßanzug zu mir und zu meinem Tourenformat passt.

Es entstanden dann speziell für Wandertouren weitere Protoypen und Desingstudien, die mich dann letztlich zu meinem aktuellen Wanderrucksack führten. Das war anfänglich nicht ganz freiwillig, weil mir das MTB geklaut worden war.

Ich nähe Rucksäcke ... und Du so?

Inzwischen habe ich Touren mit selbstgenähten Rucksäcken und größtenteils selbstgefertigter oder modifizierter Ausrüstung zu allen Jahreszeiten absolviert, zu Fuß, mit dem MTB, mit dem Longboard, mit Inlineskates, auf Langlaufski, ...

Mehrfach habe ich jemanden auf eine meiner kompakten Touren mitgenommen, und einfach einen zweiten Rucksack gepackt, mit der inzwischen angesammelten überzähligen Ausrüstung. Es hat bisher auf Anhieb funktioniert, sofern die Mitwanderer zuvor auf Tagestouren bewiesen hatten, dass sie prinzipiell längere Strecken zu Fuß zurücklegen können.

Hört das auch mal wieder auf?

In der Synthese aus dem letzten Rucksack und einem überraschend gelungenem Protoypen wurde erneut ein Wanderrucksackdesign entwickelt, der in nächster Zeit fertiggestellt wird. Damit hoffe ich einen Entwurf gefunden zu haben, der alle Erfahrungen und Ansprüche in sich vereint und auch eine Art Endpunkt für meine mehrtägigen Wandertouren darstellen soll.
Aber wer weiss, vielleicht kommen mir schon bei der ersten Tour mit dem dann fetiggestellten Rucksack direkt neue Ideen, was man alles noch ein klein wenig besser machen könnte ...

Weblinks

• Outdoorseiten - MYOG-Faden